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Die höchste Tugend - Ehrlichkeit und Offenheit

nadiadoradoneu

Die höchste Tugend ist aus meiner Sicht Ehrlichkeit und Offenheit gegenüber mir selbst. Das erfordert manchmal

Ehrlichkeit und Offenheit
Ehrlichkeit und Offenheit

Mut, weil es vielleicht Dinge  zum Vorschein bringen kann, welche mit den geglaubten, auferlegten und für «richtig» gehaltenen Normen im Widerspruch stehen können.

In einer Welt, wo viele unterschiedliche Meinungen dominieren, alles in richtig, wichtig, falsch und unwichtig eingeteilt wird, was man sollte und was nicht, ist es manchmal nicht leicht, die Orientierung nicht zu verlieren.


Doch auf was soll man hören, woran kann man sich orientieren?


So übernehmen wir viele Ansichten, Überzeugungen und Werte unbewusst und unhinterfragt an. Je mehr Menschen diese vertreten, umso mehr nehmen wir diese Werte und Überzeugungen als gegeben an.


Ich kann mich noch gut an den Wendepunkt in meinem Leben erinnern, wo der Versuch, mich bestimmten Normen und Vorstellungen anzupassen, nicht mehr funktionierte. Ich befand mich in einer derartigen Sackgasse, wo die bisherigen Denkstrukturen mit all ihren Werten, Überzeugungen und möglichen Lösungen nicht mehr funktionierten. Ich musste der Tatsache ins Auge blicken, dass ich versagt habe, auf allen Ebenen.


Das Leben setzte mich Schachmatt, sozusagen.


An diesem Punkt war es so offensichtlich, dass ich mir selbst und anderen all die Jahre etwas vorgemacht habe. Nicht böswillig, nicht bewusst. Eher absolut unbewusst, weil ich nie etwas anderes gelernt habe. Vieles nahm ich bis dahin als gegeben an und versuchte unbewusst irgendwie in die ganze Vorstellungs- und Konzeptwelt hineinzupassen. Natürlich war all die Jahre ein subtiles Unbehagen, eine Traurigkeit spürbar, die ich nie wirklich zuordnen konnte. Also nahm ich dies einfach als meine Persönlichkeitsanteile an und so war es irgendwie "normal" - so bin ich halt.


An diesem Tag sass ich auf einem Sessel und betrachtete innerlich still den fabrizierten Scherbenhaufen. Wahnsinn - dabei wollte ich doch immer alles richtig machen, was auch immer das hiess... ich musste mir eingestehen, dass ich nicht mehr wirklich wusste, was "richtig" oder "falsch" ist.


In mir kam aus der Tiefe die Frage auf: woran soll ich mich orientieren? Was ist wirklich wahr?

Zum ersten Mal spürte ich in meinem Herzen bewusst einen Impuls. Bei einem Gedanken fühlte ich ein Strahlen in der Brust - das Herz ging spürbar auf.


Was für ein unbekanntes Terrain...


Denn ich wusste nicht, wohin es mich führte, wo es enden würde, was mich erwarten würde. Angst machte sich breit in mir. Zu unsicher, zu unbekannt, nicht logisch, nicht kontrollierbar erschien mir dieser Weg... Gleichzeitig fühlte ich aber, dass dieses Gefühl "wahr" ist. Wahr im Sinne von, dass ich es so fühlte und ich konnte und wollte dieses Gefühl nicht mehr unterdrücken. Zu klar und wahr erschien es.


An diesem Tag schwor ich mir innerlich eines: so gut es ging und mit all meiner Kraft wollte ich von nun an ehrlich mit mir selbst sein und hinschauen, auch wenn die Konsequenzen noch so gigantisch erscheinen mögen. Und ich hörte mich innerlich sagen... wenn ich es nicht versuche, meinem eigenen Herzen zu vertrauen, so werde ich in meinem Leben nie wissen, wem oder was ich überhaupt vertrauen und folgen soll.


An dieser Stelle möchte gesagt werden, dass es sich beim "Herzen", obwohl oft so betrachtet, nicht um eine naive, romantische und kitschige "Betrachtungsweise" handelt. Nein. Hier geht es um schamlose Ehrlichkeit, um Nacktheit, um tiefe Berührbarkeit. Intuitiv wissen wir das. Hier sind wir berührbar, hier sind wir "echt", hier sind wir uns selbst. Doch in der Regel verhüllen wir dieses Selbst zum Schutz mit unzähligen Mauern.


Das ist nun ziemlich genau 10 Jahre her. Einfach war der Weg gewiss nicht, ganz im Gegenteil. Ich wurde mit ungeahnten Herausforderungen konfrontiert - mit all meinen eigenen Ängsten, Überzeugungen und Kontrollmechanismen. Gleichzeitig eröffnete es mir ein völlig neues, unbekanntes Terrain, in dem ich immer tiefer in mich selbst "hinabtauchte". Trotz allen Herauforderungen offenbarte sich dieser Weg als "Segen". Nicht in dem Sinne, dass mir alles "Goldene" in den Schoss fiel, nein, nein.


Ich lernte und lerne viel. Über das wirkliche Menschsein, über Ängste, Hoffnungen, Sorgen, über wirkliche seelische Schmerzen, über das Leben, Ansichten, Meinungen und vieles mehr. Aber vor allem viel über mich selbst. Dieses "Selbst" veränderte sich in all diesen Jahren, genauer gesagt, "löste" sich auf. Das klingt dramatischer als es ist. Was sich wirklich auflöste waren all die auferlegten, übernommenen und für wahr gehaltenen Vorstellungen und Überzeugungen über mich und das Leben. Und so wurde frei, was schon immer frei gewesen ist. Das wirkliche "Selbst" kann weder kategorisiert noch schubladisiert werden. Es ist frei und somit auch ich, als Mensch, das zu sein wie ich bin. Das kann alles beinhalten, das kann alles sein. Was für eine Erleichterung!


Weder muss ich gut noch perfekt sein - was heisst das schon? Auch muss ich nicht irgend einer Vorstellung gerecht werden. Das ist die ehrliche Erkenntnis in all den Jahren. Weder muss ich dies noch das sein und doch kann ich alles sein. In der Annahme dessen was wirklich ist, offenbart sich Frieden.


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